Nervenkrimi am Samstagabend

Samstagabend traf der VC Olympia Dresden e.V. bei seinem dritten Heimspiel auf die TG Bad Soden. Zunächst gab es gute Nachrichten für die Sächsinnen: Julia Wesser, die aufgrund ihres Doppelspielrechtes und ihrer Einsätze beim DSC zuletzt fehlte, stand endlich wieder zusammen mit ihren Mannschaftskolleginnen auf dem Feld. Und das, obwohl sie am Abend zuvor noch in der 1. Bundesliga gegen Schwerin zum Einsatz kam.

Die Gastgeberinnen starteten gut in die Partie und setzten ihre Gegnerinnen von Beginn an mit ihren gewohnt starken Aufschlägen unter Druck. Schnell erkämpften sie sich einen komfortablen Vorsprung, den Bad Soden nicht mehr aufholen konnte. Dennoch zeigte bereits dieser Satz, dass es ein nervenaufreibendes Match werden würde. Es gab viele lange und äußerst spannende Ballwechsel mit einigen spektakulären Rettungsaktionen auf beiden Seiten. Hier würde sich keiner kampflos geschlagen geben. Am Ende des ersten Satzes musste sich die TG doch genau dies mit 25: 20.

Im zweiten Satz hatten sich die Gäste dann besser auf das Spiel der Dresdnerinnen eingestellt und fanden ihrerseits Mittel und Wege, die jungen Nachwuchsspielerinnen zu verunsichern. Besonders der Block wurde durch das variable und schwer zu berechnende Zuspiel der Hessinnen immer wieder vor große Herausforderungen gestellt. Aber eine solide Sicherung hinter dem Block und eine starke Teamleistung in der Abwehr verhinderten, dass die Gäste sich absetzen konnten. Dresden seinerseits punktete vor allem über die Mitte oder durch Julia Wesser, die immer wieder eindrucksvoll zeigte, weshalb sie bereits in so jungem Alter in der 1. Bundesliga spielen darf. Gegen Ende des Satzes hatte sich der VCO dann doch ein kleinen Vorsprung und damit mehrere Chancen auf den Satzball erkämpfen können, scheiterte jedoch immer wieder an dem ungeheuren Kampfeswillen Gäste. Am Ende war die TG erfahrener und abgezockter und schaffte mit einem Stand von 25:27 den Satzausgleich.

Auch im dritten Satz legten die Gastgeberinnen vor. Und obwohl sie die Führung bis zum 25:21 Satzgewinn nicht hergaben, sahen die Zuschauer ein packendes Match. Einfache Punkte gab es kaum, die Ballwechsel waren lang und zeigten Leidenschaft und Spielfreude auf beiden Seiten.

Im vierten Satz brach Dresden dann plötzlich ein. Der VCO hatte zuvor schon immer wieder Abstimmungsprobleme in der Abwehr oder beim Zuspiel gezeigt, jetzt lief plötzlich gar nichts mehr zusammen. Das Zuspiel wurde zu ungenau, als dass Angriffe effizient gesetzt werden konnten, der Block konnte selten die Angriffe der Gegner richtig lesen und recht harmlose der Bälle der Gegnerinnen punkteten, weil sich die Abwehr nicht einig war. Natürlich nutzten die Gäste ihre Chance und zogen mit 8 Punkten Vorsprung (4:12) davon. Keiner hätte an dieser Stelle geglaubt, welch Krimi sich daraus noch entwickeln sollte. Sensationell kämpften sich die jungen Dresdner Talente heran. Was sie zeigten, war nicht immer Volleyball von seiner schönsten Seite, aber dafür von seiner leidenschaftlichsten. Über Kampfgeist und Siegeswillen fand das Team ins Spiel zurück. Besonders Wesser behielt häufig den Überblick und übernahm bei Abwehr und Spielgestaltung Verantwortung, womit sich beides wieder stabilisieren konnte. So schaffte man es tatsächlich, den Satz zu drehen und konnte beim Stand von 24:23 sogar den ersten Matchball spielen – jedoch nicht verwandeln. Wie bereits im zweiten Satz wurde es eine unglaublich intensive Schlussphase. Bad Soden, zwischenzeitlich durch das Erstarken der Dresdnerinnen verunsichert, zeigte enorme Entschlossenheit, sich diesen Satz nicht im letzten Moment stehlen zu lassen. Die Hessinnen erkämpften sich ein 24:25 und damit ihrerseits die Chance zum Satzball, den Dresden zwar abwehren konnte, aber die TG blieb im Vorteil. Mehrere Chancen zum Satzausgleich wurden durch die Dresdnerinnen abgewehrt, am Ende hatten die Gäste aber das glücklichere Händchen und entschieden diesen unglaublich spannenden Satz mit 28:30 für sich.

Es ging also ins Tiebreak. Auch hier lag Bad Soden zunächst vorn, aber Dresden übernahm rechtzeitig die Führung, um beim Stand von 14:13 den Sack zumachen zu können. Was nun kam, war für alle Fans bitter mit anzusehen. Ausgerechnet jetzt zeigte sich das hohe Risiko, das Dresden durch sein aggressives Aufschlagspiel einging: Zweimal hatten sie die Chance zum Matchball und zweimal landete der Aufschlag im Aus. Solche Fehler rächen sich und so entschiedt Bad Soden am Ende Satz und Spiel mit 19:17 für sich.

Trotz des bitteren Ausgangs war es ein tolles Spiel der VCO-Mädels, das den Zuschauern Volleyball in all seinen Emotionen bot. Die Leidenschaft war ansteckend, so dass trotz des durch Corona dezimierten Publiums die Stimmung und Unterstützung fast so lautstark wie in den letzten Jahren war.

Dresden holt damit zumindest einen mehr als verdienten Punkt und steht nun mit insgesamt 3 Zählern aus 3 Spielen auf Platz 10, hat aber auch 1-2 Partien weniger bestritten als der Rest der Liga.